Unterwegs für den Haischutz auf einer der wichtigsten Konferenzen für den Schutz der Meere.
22. Juli, 2022
Sharkproject auf der UN Ocean Conference 2022
© Tina Reiterer
Von 27. Juni bis 1. Juli fand in Lissabon, Portugal, die United Nations Oceans Conference 2022 (UNOC) statt. Einer der wichtigsten Veranstaltungen für den Meeresschutz und damit auch für den Haischutz. Mehr als 5.000 Politiker, Wissenschaftler und NGO-Vertreter aus der ganzen Welt haben sich dort versammelt und wir vom Sharkproject waren ebenfalls vor Ort. Vor allem nach der durch Corona bedingten Pause ist der persönliche Austausch und Diskurs umso wichtiger. Wir haben Partnerorganisation getroffen, neue Kontakte geknüpft, mit Regierungsvertretern gesprochen und an zahlreichen Events teilgenommen.
Tina Reiterer, Teammitglied von Sharkproject International Cooperation, wird euch mitnehmen und euch erzählen, was wir vor Ort alles erlebt haben, was so alles besprochen und entschieden wurde und welche Punkte leider nach wie vor offen sind. Also komm mit.
Die Events vor dem Event
Schon bevor die UNOC startete, gab es zahlreiche Events und Kundgebungen. So nutzten viele Organisationen eine frühzeitige Anreise, um sich vorab abzustimmen und auf die Konferenz vorzubereiten. Aber auch gemeinsame Aktionen wie ein Beach-Clean-Up organisiert von SIA Portugal fanden statt.
Eines der größten Events war sicher das „Youth and Innovation Forum" welches in den drei Tagen vor der UNOC stattfand. (https://www.soalliance.org/2022-ocean-youth-and-innovation-forum) Dieses Forum ist umso wichtiger, da es der jungen Generation eine Stimme gibt und eine Plattform bietet, um sich an die Entscheidungsträger weltweit zu wenden. Umso wichtiger war es dann auch, dass dieses Format Unterstützung fand von Persönlichkeiten wie Jason Momoa, dem bekannten Hollywood-Schauspieler. Dieser wurde dann auch im Rahmen der UNOC zum „Advocate for Life Below Water“, also zum Verfechter für das Leben unter Wasser, ernannt.
© Tina Reiterer
Endlich geht es los.
Die UNOC startet offiziell und das gleich mit einem wichtigen Statement. Allerdings nicht der großen Staaten. Sondern die pazifischen Inselstaaten Palau und Fidschi setzten mit einem Paukenschlag am ersten Konferenztag einen Schwerpunkt für den weiteren Konferenzverlauf. Sie fordern ein Moratorium für Tiefseebergbau. Es wird gefordert, dass die ISA (Die internationale Meeresbodenbehörde) vorerst keine Genehmigungen für Tiefseebergbau erteilen soll. Die Zerstörung des fast völlig unerforschten Tiefsee-Öksystems und auch damit verbundene Verletzungen von Menschenrechten durch die Abbauindustrie muss verhindert werden. Die Antwort der ISA und der Industrie lässt auf sich warten, aber im Laufe der Veranstaltung wird der Vorstoß weitere Unterstützung erhalten. So wird unter anderem der französische Präsident Macron mit Verlaufe der Konferenz noch fordern, den Tiefseebergbau sehr stark und streng zu regeln, sowie für einen stärkeren Schutz und Erforschung der Tiefsee plädieren. Zwar kein Moratorium, aber vielleicht ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die nächsten Monate werden es zeigen.
Wir haben uns ebenso ins Zeug gelegt. Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Shark Eductional Institute (SEI) Portugal waren wir bei einem Event von Escola Azul. Dabei handelt es sich um die Gemeinschaft von den „Blue Schools“ und bindet deren Schulgemeinschaft aktiv in das Verständnis für den Einfluss des Ozeans auf uns und unseren Einfluss auf den Ozean ein. Die lokale Gemeinschaft wird dabei in ihre Aktionen integriert und arbeitet mit den Partnern des Blue School-Netzwerks zusammen. Während des Events haben mit Kindern Haie gemalt und mit ihnen ein Hai-Quiz gemacht und so die Kinder auf die Wichtigkeit der Haie in unseren Ozeanen hingewiesen.
© Tina Reiterer
© Tina Reiterer
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Events, Diskussionen, Demonstrationen
So turbulent wie die Konferenz startete, so turbulent ging es dann auch weiter. In diversen Side-Events versuchten die verschiedenen NGOs, Wissenschaftler und teilweise Regierungsvertreter gemeinsam auf die Gefahren für die Ozeane hinzuweisen. Hier seien zunächst nur die Events erwähnt, an denen wir teilgenommen und mitgewirkt haben.
RISE UP – Event: ca. 500 Organisationen und Stiftungen haben sich unter diesem Namen vereint und stehen für gemeinsame Prioritäten und Ziele ein, nach Lösungen suchen, den Meeresschutz vorantreiben und den Ehrgeiz zum Handeln erhöhen wollen. Als Teil dieser Gruppierung hat Sharkproject dann auch bei der gemeinsamen Intervention teilgenommen, wobei wir unter anderem ein Moratorium für Deep-Sea Mining sowie für mehr Transparenz und Überwachung von Fischereiaktivitäten gefordert haben. Bei dem Event – welches von Seas at Risk gehostet wurde, waren auch Dr. Sylvia Earle und Peter Thomson (UN Special Envoy for the Oceans) mit dabei.
Eine weitere Aktion, die wir als Sharkproject nicht verpassen wollten, war der BLUE MARCH FOR THE OCEANS. Ziel dieser Demonstration durch Lissabon war es, auf die Wichtigkeit des Meeresschutzes hinzuweisen und um zu zeigen, wie wichtig dieser auch in Bezug auf Klimaschutz ist. Ein großes Thema dabei war natürlich auch das Thema Deep-Sea Mining. Im Rahmen der Demonstration hatten wir dann sogar die Möglichkeit, uns in einem Interview mit Reuters für den Schutz des Ozeans und ganze speziell der Haie starkzumachen.
Sehr spannend war auch die Panel Discussion „Can Shark Fishing be sustainable in 2022“. Hier haben wir bei der Organisation mitgeholfen und konnten im Anschluss an die Diskussion dem Publikum die Kampagne Fly Without Fins näher bringen und sie auch auf eine Liste von Hai-Aktionen aufmerksam machen, an denen sich jede/r von Zuhause aus beteiligen kann und so einen Beitrag zum Haischutz zu leisten z.B.: Petitionen unterzeichnen (Mehr Schutz für den Leopardenhai in Thailand). Die Panel Discussion war Teil eines ganztägigen Events von Sea Shepherd, Blue Marine Foundation, Gallifrey Foundation und Mission Blue. Unter anderem mit Gästen wie Dr. Sylvia Earle von Mission Blue, Alex Cornelissen von Sea Shepherd Global oder Matt Gianni von der Deep Sea Conservation Coalition war das Event sehr hochkarätig bestückt.
Begleitet wurde die gesamte Konferenz von vielen weiteren kleine und größeren Hai-Aktionen am UN-Gelände. Hervorheben kann man hier sicher die Sharkactivists welche die Delegationen sowie Medien im Hai-Kostüm auf sich aufmerksam gemacht haben. Ein Highlight dieser Aktion war sicherlich, dass sogar Dr. Sylvia Earle mitgemacht, sich ein Haikostüm übergeworfen und sich für die Haie eingesetzt hat.
© Tina Reiterer
© Tina Reiterer
© Tina Reiterer
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Was aber sind die Ergebnisse?
Diese Frage müssen wir uns als NGOs und Wissenschaftler natürlich stellen, nachdem wir die UNOC, mit so großem Einsatz begleitet haben. Und leider müssen wir, angesichts der globalen Krise und dem alarmierenden Zustand der Ozeane, eher ein negatives Fazit ziehen.
Zwar wurden in Lissabon von mehreren Staaten ermutigende Initiativen und erfolgreiche, regionale Einzelprojekte präsentiert, welche sich intensiv mit den akuten Problemfeldern Tiefseebergbau, Überfischung, illegale Fischerei, Plastikmüll und Unterwasserlärm befassen. In den offiziellen Abschlussdokumenten der Konferenz selbst fehlt allerdings erneut von verbindlichen Maßnahmen oder rechtlichen Verpflichtungen für die internationale Staatengemeinschaft jede Spur. Dieser Umstand wurde schon kurz nach der UNOC von vielen Organisationen weltweit kritisiert (siehe unter anderem „Staaten entziehen sich der Verantwortung bei UN Ocean Conference“).
Und so bleibt uns zuletzt nur übrig, dass wir uns auf ein Zitat aus der Abschlussrede der UN-Konferenz berufen:
„The time to talk is over, now is the time to act!“
Habt ihr weitere Fragen zur UNOC oder zu den einzelnen Themen?
Dann meldet euch direkt bei Tina Reiterer und dem Team International Cooperation.
Tina.Reiterer@sharkproject.org
Int.cooperation@sharkproject.org