Etappensieg für den Schutz der Makohaie im Nordatlantik.
Rückhalteverbot für Mako
Der schnellste Hai der Welt ist vom Aussterben bedroht. SOS für den Makohai: Dass die schnellen Topräuber durch jahrzehntelange Überfischung stark gefährdet sind, ist bei Wissenschaftlern und Fischereiexperten unbestritten. So steht der Makohai ganz oben bei den durch Überfischung bedrohten Arten im Atlantik bei der ICCAT, der internationalen Kommission für den Erhalt des Thunfischs im Atlantik, die auch für die nachhaltige Bewirtschaftung der dortigen Haibestände verantwortlich ist.
Dennoch erzielt die europäische Fischerei-Industrie weiterhin Jahr für Jahr gute Erlöse aus der Vermarktung dieser Haie, die als regelmäßiger Beifang in der Fischerei auf Schwertfisch, Thunfisch und Blauhai gefangen werden. In den USA und Südafrika gelten Makos bei Sportfischern als die Herausforderung. Ihre Flossen werden in Asien hoch gehandelt, aber auch ihr Fleisch ist begehrt. Oftmals wird das Fleisch des Makohais als „Schwertfisch“ falsch deklariert und landet so auf mitteleuropäischen Tellern. Das hat schwerwiegende Folgen: Makos sind die schnellsten Haie der Hochsee. Als Topräuber spielen sie eine entscheidende Rolle im Ökosystem der Meere. Im Nordatlantik ist der Bestand an Makohaien bereits komplett überfischt und auch im Südatlantik zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab.
„Allen voran muss die EU jetzt die Notbremse ziehen“, sagt Iris Ziegler von Sharkproject. Wissenschaftliche Berechnungen bestätigen, dass es gut und gerne ein halbes Jahrhundert dauern kann, bis sich der Bestand der Makohaie von der Überfischung erholt hat. „Aber nur, wenn jetzt ganz entschieden gehandelt wird und endlich ein komplettes Fang- und Anlandeverbot beschlossen und auch durchgesetzt wird“, sagt Ziegler. Makohaie pflanzen sich nur langsam fort. Erst mit 20 Jahren wird etwa ein Weibchen geschlechtsreif. Nur alle zwei bis drei Jahre gibt es Nachwuchs bei Makos. „Noch besteht die Chance, dass sich dieser Bestand wieder erholt“, sagt Ziegler. „Es darf sich für die Fischer einfach nicht mehr lohnen, die Haie als Beifang an Bord zu behalten. Wenn ein Mako am Haken hängt, muss er sofort wieder freigelassen werden, egal ob tot oder lebendig. Wir brauchen nicht nur ein komplettes Fangverbot, sondern auch ein komplettes Anlandeverbot für Makos.“ Denn die Haie dürfen als Beifang an Bord behalten und verkauft werden, wenn sie beim Einholen der Fangleinen bereits tot sind. Oft werden noch lebende Makos entweder für tot erklärt oder man wartet so lange mit dem Einholen der Leine bis sie doch qualvoll verendet sind, um sie doch noch zu Geld machen zu können.
Bis Ende 2023 darf kein Mako aus dem Nordatlantik angelandet werden. Doch die Tiere brauchen mindestens 50 Jahre Schutz, um sich von der Überfischung zu erholen.
Es könnte die Rettung in letzter Minute für den Mako im Nordatlantik sein: In den nächsten zwei Jahren darf kein Mako aus dem Nordatlantik angelandet werden. Und auch danach dürfen, wenn überhaupt, nur kleine Mengen angelandet werden „Das bedeutet Licht am Ende des Tunnels für diese vom Aussterben bedrohte Art“, sagt Iris Ziegler von Sharkproject.
Sharkproject hat gemeinsam mit anderen NGOs für den Schutz der Makos im Nordatlantik Druck bei der ICCAT gemacht, der internationalen Kommission für den Erhalt des Thunfischs im Atlantik, die eigentlich auch für die nachhaltige Bewirtschaftung der dortigen Haibestände verantwortlich ist. Jahrelang hatte die ICCAT aber viel zu wenig für den Schutz der Haibestände getan. Wissenschaftliche Berechnungen zufolge, werden die Makohaie im Nordatlantik mindestens 50 Jahre brauchen um sich vom Raubbau der vergangenen Jahrzehnte zu erholen. Denn Makohaie pflanzen sich nur langsam fort. Erst mit 10 Jahren wird ein Männchen geschlechtsreif und die Weibchen brauchen dafür sogar 20 Jahre. Nur alle zwei bis drei Jahre gibt es Nachwuchs bei den Makos.
Der Erfolg beim Schutz der Makos wurde jetzt möglich, weil einige Atlantikanrainer-Staaten inzwischen den Schutz von Haien unterstützen, allen voran Großbritannien, Kanada, Gabun und Senegal. Aber auch die USA waren jetzt endlich zu mehr Haischutz bereit. Außerdem haben sich die wichtigsten im Meeresschutz aktiven NGOs koordiniert und gemeinsam für die Makos gekämpft, so dass sich am Ende die Befürworter eines Anlandeverbots gegen die EU weitgehend durchsetzen konnten. „Gemeinsam waren wir stärker und effektiver. Ich hoffe, dass wir so auch noch weitere Meilensteine für den Artenschutz im Meer setzen können“, so Ziegler. Gemeinsam mit Sharkproject hatten sich unter anderem Pro Wildlife, Sea Shepherd legal, HSI Europe, die Shark League for the Atlantic and the Mediterranean und PEW für den Schutz der Makos stark gemacht und auch vom Handel und der Industrie gab es hierfür Unterstützung, so zum Beispiel von der Migros, Marks&Spencer, Global Tuna Alliance und der Tuna Protection Alliance „Dieser Erfolg hat uns beflügelt“, sagt Ziegler. „Aber wir können uns darauf nicht ausruhen: Auch der Mako im Südatlantik muss dringend geschützt werden.“
Bislang erzielte die europäische Fischerei-Industrie Jahr für Jahr gute Erlöse aus der Vermarktung dieser Haie, die als regelmäßiger Beifang in der Fischerei auf Schwertfisch, Thunfisch und Blauhai gefangen werden. In den USA und Südafrika gelten Makos bei Sportfischern als die Herausforderung. Ihre Flossen werden in Asien hoch gehandelt, aber auch ihr Fleisch ist begehrt. Oftmals wird Makofleisch als “Schwertfisch” falsch deklariert und landet so auch auf mitteleuropäischen Tellern.
Das hatte schwerwiegende Folgen: Makos sind die schnellsten Haie der Hochsee. Als Topräuber spielen sie eine entscheidende Rolle im Ökosystem der Meere. Im Nordatlantik steht der Bestand kurz vor dem Kollaps und auch im Südatlantik zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab, da seit 2017 auch dort ungebremst überfischt wurde.
Die jetzt beschlossenen Verbesserungen beim Schutz des Mako wirken aber nur dann, wenn sie auch konsequent durchgesetzt und kontrolliert werden.
«Durch mehr Beobachter auf den Fangbooten und elektronische Überwachungssysteme muss die Fischerei besser kontrolliert werden. Nur so können die Tiere wirksam geschützt werden», sagt Ziegler. „Und auch andere Hai- und Rochenarten brauchen endlich bessere Schutzbestimmungen, wenn wir wollen, dass sie auch in 50 Jahren noch da sind.“
Ziel
Das will SHARKPROJECT:
- Das Fang- und Anlandeverbot für Kurzflossen-Makohai im Nordatlantik muss streng überwacht und über die nächsten zwei Jahre hinaus bestehen bleiben.
- Die korrekte Berichtung des gesamten Beifanges an Mako samt aller Rückwürfe durch alle Fangnationen ist essentiell.
- Auch im Südatlantik muss der Makohai geschützt werden. Eine maximale Fangmenge von 2001 Tonnen für Kurzflossen- Makohai im Südatlantik ab dem Jahr 2023 muss der nächste Schritt sein.
- Noch immer ist der Beifang an Makohaien viel zu hoch. Daher setzt sich Sharkproject für wirksame Maßnahmen zur Beifangvermeidung ein. Die dennoch gefangenen Haie müssen möglichst schonend und schnell wieder freigelassen werden.
- Durch mehr Beobachter auf den Fangbooten und elektronische Überwachungssysteme muss die Fischerei besser kontrolliert werden. Nur so können die Tiere wirksam geschützt werden.
- Eine neue Bestandsabschätzung für Kurzflossen-Makohaie im Nord- und Südatlantik sollte es spätestens 2024 geben.
Ort
- Nord- und Südatlantik
- Handeln müssen:
- der für die Fischerei in der EU zuständige Kommissar Virginius Sinkevijius,
- der Delegationsleiter für die EU bei ICCAT, Anders Jessen
- die Regierungen jedes EU-Mitgliedslandes
- der ICATT insgesamt
- die regionalen Fischereibehörden
- Von der neuen deutschen Bundesregierung erhofft sich Sharkproject vermehrte Unterstützung für den Haischutz, insbesondere eine klare Forderung im Rahmen der EU-Ratsarbeitsgruppe für ähnliche Maßnahmen für Mako im Südatlantik, wie sie jetzt für den Norden vereinbart wurden.
Dauer
- SHARKPROJECT wird nicht aufgeben, bis sich der bedrohte Bestand an Kurzflossen-Makohaien im Atlantik erholen kann.
Der lange Kampf um den Schutz des Makohais
2017: Der wissenschaftliche Ausschuss der internationalen Kommission zum Schutz von Thunfischen im Atlantik (ICCAT) berichtet, dass der Bestand im Nordatlantik mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit überfischt ist und empfiehlt deshalb ein absolutes Anlandungsverbot für Makohai für den Norden und eine Fangmengenbegrenzung für den Süden.
2019: Aufgrund ihrer Bedrohung werden Makohaie beim Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) gelistet. Seither ist der weltweite Handel und die Einfuhr von Makohai von der Hochsee nur erlaubt, wenn die Tiere «nachhaltig» gefischt wurden. Hierfür muss behördlich bestätigt werden, dass der Fang in einer Region ohne Gefährdung des dortigen Bestandes erfolgt.
Die IUCN (International Union for the Conservation of Nature) stuft die Lage der Makohaie von gefährdet auf bedroht hoch.
Anfang 2021: Spanien und Portugal verbieten die Einfuhr von Makohai aus den internationalen Gewässern des Nordatlantiks infolge der negativen Meinung der wissenschaftlichen Arbeitsgruppe der EU (SRG), die für die Erstellung von Ausfuhrerlaubnissen (NDF = non detriment finding) für CITES gelistete Arten zuständig ist. Darunter fällt auch die Einfuhr aus der Hochsee. Anlandungen aus nationalen Gewässern und aus dem Südatlantik bleiben jedoch erlaubt.
15- 23. November 2021: Die ICCAT beschließt im Rahmen ihrer Jahrestagung erstmals ein absolutes Anlandeverbot für den Mako im Nordatlantik, zumindest für die nächsten zwei Jahre. Danach darf die Gesamtsterblichkeit durch die Fischerei 250 Tonnen pro Jahr nicht übersteigen, wobei sämtliche Rückwürfe an toten und lebenden Makohaien zu berücksichtigen sind. Nur wenn alle Mitgliedstaaten sämtliche Rückwürfe berichtet haben kann es überhaupt eine Anlandung von geringen Mengen (innerhalb der 250 Tonnen Regelung) geben und alle Anlandungen sind dann monatlich an die Kommission zu berichten. Bedeutend ist auch die Verpflichtung der ICCAT, diesen Bestand mit einer Wahrscheinlichkeit von 60-70 Prozent bis spätestens 2070 wieder aufzubauen. Eine solch hohe Wahrscheinlichkeit hatte ICCAT in seiner bisherigen Geschichte noch nie verabschiedet. Das ist aber auch unbedingt nötig, weil sich diese Hochseehaie nur sehr langsam vermehren und in den ICCAT Gewässer zu den am stärksten durch Überfischung bedrohten Arten gehört.
Beobachterstatus ICCAT
Wir sind akkreditierter Beobachter beim ICCAT und nehmen an allen Sitzungen teil.
Partner
Sharkproject arbeitet mit allen Meeres- und Artenschutzorganisationen eng zusammen - aber auch mit verantwortungsvollen Händlern und Vertretern der Lieferketten für Fisch, die ein ökosystembasiertes und wissenschaftlich fundiertes Fischereimanagement befürworten.
Downloads und Links
Alle Vorschläge und Forderungen von Sharkproject sowie die Briefe an das deutsche Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie an EU-Kommissar Sinkevijius sind auf unserer Presseseite.
Die Positionspapiere von Sharkproject beim ICCAT finden Sie auf der offiziellen ICCAT Dokumenten Webseite
https://meetings.iccat.int/index.php/s/BsbDknaXlo8EbsK?path=%2FDocs_ENG
Die Eröffnungserklärung, die Sharkproject im Plenum zu Beginn der diesjährigen Kommissionssitzung eingereicht hat, finden Sie hier: https://www.iccat.int/com2021/Statement/PLE_121_2021.pdf
Die Abschlusserklärung finden Sie hier: https://bit.ly/3l539ii
Link zu den Webinaren auf youtube: ICCAT 2021 Kurzflossen Mako: Haben wir unser Ziel erreicht?
https://www.youtube.com/watch?v=rBjGvSHNZ-o&t=7s
Sharkproject-Blog zum Erfolg beim Mako-Schutz auf der Novembertagung der ICCAT 2021 https://www.sharkproject.org/blog/die-27-tagung-der-iccat-kommission-ist-vorbei/
Rechtsgutachten über den Verstoß der EU gegen das Vorsichtsprinzip des UN Fish Stock Agreements: https://sfact.org/wp-content/uploads/2021/11/Mako-legal-opinion.pdf
Projektverlauf
03.08.2020: Dringende Aufforderung zum Handeln an die deutsche Bundesregierung (Umweltministerium, Landwirtschaftsministerium) durch Sharkproject und 18 weitere Meeres- und Artenschutz-NGOs aus dem deutschsprachigen Raum.
04.09.2020: Brief von Sharkproject und 31 anderen Meeres- und Artenschutz-NGOs aus ganz Europa an den für Fischerei zuständigen EU_Kommissar Virginiijus Sinkevicius mit der dringenden Aufforderung, die Makohaie besser zu schützen.
September 2020: Sharkproject organisiert gemeinsam mit der Shark League for the Atlantic and the Meditaraenan ein Webinar zur Situation des Makohais im Atlantik.
November/Dezember 2020: Sharkproject nimmt als Beobachter am ICCAT Kommissionsmeeting teil und bekräftigt seine Position in mehreren Stellungnahmen.
11.05.2021: Sharkproject organisiert gemeinsam mit Pro Wildlife und Humane Society International ein Webinar zum Thema Schutz der Makohaie durch die EU. Dank der Unterstützung des EU-Parlamentariers Francesco Guerreiro nahmen auch wichtige EntscheidungsträgerInnen der Kommission und des EU-Parlaments teil.
12.05.2021: Pressemitteilung "EU blockiert die Erholung der stark gefährdeten Makohaie im Atlantik."
6-8.07.2021: Sharkproject nimmt am Meeting des zuständigen Ausschusses (Panel 4) beim ICCAT teil und fordert erneut alle Delegationen auf endlich den Vorschlag Kanadas zu unterstützen und somit zumindest eine 70 % Wahrscheinlichkeit für einen Bestandswiederaufbau im Nordatlantik bis 2070 zu ermöglichen.
03.-11.09.2021: Auf dem Kongress der Internationalen Union für den Naturschutz (IUCN, International Union for Conservation of Nature) wirbt Sharkproject erneut für den dringenden Schutz der Makohaie.
16.09.2021: Sharkproject und Pro Wildlife schreiben gemeinsam an EU Vizepräsidenten Frans Timmermans und fordern ihn auf, die Entscheidung für das Schicksal des Mako nicht der Fischerei zu überlassen, da es sich hier um ein Artenschutzthema handelt, das die EU Biodiversitätsstrategie betrifft.
11.11.2021: Sharkproject und Pro Wildlife veröffentlichen gemeinsame Pressemitteilung: EU verstößt gegen internationales Fischereirecht. Dabei stützen sie sich auf ein Rechtsgutachten von Juristen der Universitäten Hamburg, Leeds und Oxford. Im Gutachten kommen die Juristen zum Schluss, dass die Haltung der EU gegen das Vorsichtsprinzip des UN Fischbestandsabkommens (UN Fish Stocks Agreement at UNCLOS) verstößt.
November 2021: Auf der Novembertagung der ICCAT 2021 gelingt gemeinsam mit anderen Artenschutz-NGOs der erste umfangreiche Schutz mit einem vorerst auf zwei Jahre begrenzten absoluten Anlandeverbot für den Nordatlantik und einer anschließenden Begrenzung der Gesamtsterblichkeit an Mako durch die Fischerei auf max. 250 Tonnen pro Jahr. Eine eventuelle Anlandung kleiner Mengen durch die Mitgliedsstaaten sofern die Gesamtsterblichkeit unterhalb von 250 t bleibt, ist dabei zwingend an die Berichtung aller Fänge inklusive der toten Rückwürfe und der lebend freigelassenen Tiere des Vorjahres gekoppelt.