Ein Pilotprojekt zur Erforschung und des Schutzes von Hai- und Rochenbeständen in den Küstengewässern Angolas.

Angola Elasmo Project

Im Südwesten Afrikas zeichnen sich Angolas Küstengewässern durch eine extrem hohe Produktivität aus. Dieses liegt vor allem am Einfluss des Benguela-Stroms, der nährstoffreiche Wassermassen mit sich bringt und damit die Grundlage für eine extrem hohe Biomasse in der Region bildet. Damit einhergehend hat sich eine Zone intensiver fischereiwirtschaftlicher Nutzung gebildet, die sowohl internationale, kommerzielle Flotten anzieht als auch handwerkliche Subsistenzfischerei.

Politische Instabilität, regionale Abgeschiedenheit und das Fehlen von Gesetzen zur Überwachung der Fangmengen haben dazu geführt, dass bis heute kaum bekannt ist, welche Arten in welchen Mengen dort gefischt werden. Im Zuge des Bürgerkrieges zwischen 1975 – 2002 sind außerdem mehr und mehr Menschen in die Küstenregionen gezogen, da die Fischerei dort bessere Möglichkeiten der Versorgung mit Nahrung und arbeitet. Die Instabilität hat weiterhin zu einer extremen Verbreitung illegaler und nicht-dokumentierter Fischerei geführt. Es ist davon auszugehen, dass all diese Punkte den Fischereidruck auf die Populationen in der Region massiv erhöht haben und gleichzeitig auch bereits vom Aussterben bedrohte Arten gefährden.

Handwerkliche Subsistenzfischerei stellt generell eine nicht zu vernachlässigende Bedrohung für die marine Megafauna dar, insbesondere für Haie und Rochen, welche oft als Beifang in den Netzen landen. So landen diese Arten auch in Angola vermehrt in den Netzen der Fischer und sind auch überall auf regionalen Märkten zu finden. Aufgrund der oben beschriebenen Umstände gibt es bis jetzt aber kaum Informationen über die Mengen und Artenzusammensetzung des Beifangs und deren Auswirkung auf die regionalen Bestände. Die wenigen Anhaltspunkte, die bereits vorliegen, lassen darauf schließen, dass die Region ein wichtiger Hot-Spot für marine Biodiversität und einen wichtigen Rückzugsort für schon vom Aussterben bedrohte Hai- und Rochenarten ist.

Mit ihrem ambitionierten Projekt versucht Ana Lúcia Furtado Soares, Meeresbiologin und Sharkproject Ambassador für Angola, erstmals wichtige Informationen über die Artenzusammensetzung und den Status bedrohter Arten in der Region zu gewinnen. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass dieses Projekt auf einem kooperativen und respektvollen Verhältnis zwischen lokaler Bevölkerung, Fischern und Wissenschaftlern beruht. Nur auf diese Art und Weise können wir gemeinsam versuchen, die benötigten wissenschaftlichen Daten zu sammeln und Kooperationen in der lokalen Gemeinschaft zu fördern, um Haie und Rochen effektiv zu schützen.

Lokale Fischer – Freund, nicht Feind

Ein besonderer Fokus dieses Projekts liegt auf dem Bereich der Aufklärung und der Einbindung der lokalen Gemeinschaft. Der Großteil der küstennahen Bevölkerung ist extrem abhängig von marinen Ressourcen und der Fischerei als Nahrungs- und Einkommensgrundlage. Umwelt- und Artenschutz können hier nur erfolgreich sein, wenn die Akzeptanz und das Verständnis hierfür auch in der Bevölkerung vorhanden sind. Deswegen unterstützen und fördern wir die Kooperation zwischen den Mitgliedern des Projekts und der lokalen Gemeinschaft. Wir glauben, dass die positiven Beziehungen zu den Fischern ein wichtiger Faktor für das Gelingen des Projekts sind.

Weiterhin ist es essenziell Aufklärungsarbeit hinsichtlich Westafrikas Umweltsituation zu leisten, gerade auch in Gebieten in denen es bis jetzt kaum politische Regularien gibt und wissenschaftliche Daten fehlen.

Diese Arbeit ist dabei ein wichtiger Schlüsselfaktor, um vor Ort Kapazitäten zu bilden und das Verständnis für Haie und Rochen als wichtiger Bestandteil des Ökosystems zu fördern. Im Rahmen dieses Projekts hoffen wir nicht nur Aufklärung im internationalen Sinne zu leisten, sondern auch Umweltbildung auf nationaler Ebene zu fördern. Dabei steht nicht nur der Schutz von Haien und Rochen im Fokus, sondern auch generelle Prinzipien des Meeresschutzes und mögliche positive Effekte für die Bevölkerung.

Hintergrundinformationen über das Projekt

Ziele

  • Identifizierung handwerklicher Subsistenzfischerei (Fangmethoden, Fanggebiete, Fischereiziele, u. v. m.)
  • Sammeln historischer und aktueller Informationen bezüglich der Haifischerei (Beifang vs. gezielte Fischerei, Marktsituation und Handelswege) und der Interaktion zwischen Haien und Fischern
  • Sammeln biologischer Daten zu gefangenen Haien und Rochen (Identifikation, Spezies, DNA-Barcoding, Größe, Geschlecht, u. v. m.)
  • Charakterisierung des nationalen und internationalen Handels von Haiprodukten (Analyse Handelswege und Produktkette, Wertschöpfung, Export)
  • Bildung von Kapazitäten in der lokalen Bevölkerung, um Haie und Rochen aktiv zu schützen (Öffentliches Engagement, Bildung und Aufklärung, Kooperation mit Schulen und Universitäten)
  • Analyse der Entwicklung der lokalen Fischerei, um zu verstehen, wie zukünftige Schutzmaßnamen gestaltet werden können
  • Veröffentlichung und Verbreitung der Ergebnisse in wissenschaftlichen Magazinen und auf Konferenzen

Projektdauer

Das Projekt verfolgt ein langfristiges und dauerhaftes Engagement. Die Ambition ist es, eine anhaltende Kooperation und Infrastruktur zu schaffen, die dem Erhalt und Schutz von Haien und Rochen in Angola zu Gute kommt.

Ort

Das Projekt ist in Namibe im Süden Angolas ansässig. Die Region ist bekannt für ihre extrem hohe Produktivität durch den Einfluss des Benguela-Stroms.

Projektreisen

Das Projekt befindet sich noch im Anfangsstadium. Daher existieren im Moment noch keine Angebote das Projekt zu besuchen oder sich zum Beispiel als Volontär einzubringen. Es bestehen aber das Bestreben, dieses zukünftig zu ermöglichen und freiwillige Helfer in die Feldarbeit miteinzubeziehen. Dieses hängt allerdings stark von der zukünftigen Unterstützung, möglicher Sponsoren und dem öffentlichen Interesse ab.

Partner

  • Ludwig-Maximilians Universität, München (Doktorandenstelle)
  • Namibe Univeristät, Angola (Unterstützung Feldarbeit)
  • IUCN SSC Shark Specialist Group (Mitgliedschaft Projektleiter)
  • Elasmo Project

Förderer und Sponsoren

  • Lissabon Oceanarium (Oceanário de Lisboa)
  • Save Our Seas Foundation Small Grant 2019
  • The Shark Foundation 2020
  • Sharkproject

Projektleiterin

BSc. Ana Lúcia Furtado Soares - Ludwig-Maximilians Universität, München / Angola Elasmo Project

Betreuung des Doktorandenprojekts:

  • Prof. Dr. Gerhard Haszprunar - Ludwig-Maximilians Universität, München
  • Dr. Rima Jabado - Elasmo Project / Chair of the IUCN Shark Specialist Group (SSG)
  • Dr. Michael Schrödl - Ludwig-Maximilians Universität, München
  • Dr. Carmen Santos – Namibe Universität

Betreuung seitens Sharkproject

  • Jan Bierwirth - M.Sc. in Applied Marine Ecology and Conservation
  • Sabrina Hass - Dipl. Wirtschaftspsychologie

Projektverlauf

Aufbau eines lokalen Netzwerks zwischen lokaler Bevölkerung, Fischern und Wissenschaftlern. Identifikation und Beobachtung von fast 2000 Haien und Rochen. 170 DNA-Proben entnommen. 66 Interviews mit Fischern und der Bevölkerung durchgeführt.

Bei ihren nächsten Aufenthalten in Angola plant Ana Lucia erstmals auch Workshops mit Fischern und an der Universität in Namibe durchzuführen