„Auf diese Fischspezialitäten solltest Du bewusst verzichten!“
Schillerlocke, Seeaal, Dornfisch, Steinaal, Königsaal
„Schillerlocke“ ist der geräucherte Bauchlappen des Dornhais. In Deutschland ist die Schadstoffbelastung von Fischen wie dem Dornhai kaum bekannt. Durch aktuelle Ergebnisse eines staatlich anerkannten Labors ist jedoch deutlich geworden, dass die Richtwerte der Qualitätsgrenzen durchschnittlich um über das 200fache überschritten werden.
Auch die gesetzlichen Höchstwerte werden im Einzelfall nicht eingehalten. Dabei kann die Belastung einzelner Tiere sehr stark voneinander abweichen: Beim gleichen Händler kann eine im Verhältnis wenig belastete direkt neben einer extrem hoch belasteten "Schillerlocke" liegen. Der Konsument begibt sich in ein unkalkulierbares Gesundheitsrisiko. Die Folgen können von Gehirnschäden bis hin zum Tod reichen.
Aber wie kann das sein?
Die Gesetzgebung in Deutschland weist eklatante Lücken auf, was den Schutz des Verbrauchers vor Methylquecksilber und anderen hochgiftigen Schwermetallen betrifft. Wildfänge aus dem Meer werden nur stichprobenartig und nicht flächendeckend getestet. Zwar werden auffällige Chargen ausgemustert und kommen nicht in den Handel, aber ohne flächendeckende Prüfung ist die Genauigkeit der Prüfungen zu grob. Stichprobenprüfungen mögen bei Zuchtbetrieben mit einheitlichen und durchgängigen Bedingungen (Haltung, Futter, Herkunft) ausreichen, nicht aber bei Wildfischen aus dem Meer. Daher kann es vorkommen, dass ein
hochgradig giftiger Hai im Handel direkt neben einem mit niedrigem Wert liegt. Dies ist auch nicht zu ändern; die Topräuber der Meere sind Kosmopoliten und wandern in den Meeren weite Strecken. Niemand kann nachvollziehen, wo Haie und andere große Räuber den Großteil ihres Lebens bis zum Fang verbracht haben.
Wer nun meint, dass die bisher am Markt anzutreffenden Gütesiegel eine Garantie für gute und gesunde Fischqualität bieten, der irrt.
Das wohl bekannteste Fischerei-Gütesiegel MSC (Marine Stewardship Council) bestätigt dies selbst auf der deutschsprachigen Internetseite https://www.msc.org/de/presse/stellungnahmen/hintergrundinformationen-zu-msc-zertifiziertem-dornhai
Dort heißt es: „Die Bewertung nach MSC-Standard bezieht sich auf die Bestandssituation, die Auswirkung der Fischerei auf das marine Ökosystem und das Management der Fischerei. Sie umfasst keine Kriterien zur Qualität des Fisches oder zur gesundheitlichen Verträglichkeit, wie etwa den Gehalt an Umweltkontaminanten.“
© Christine Gstöttner
Der Vorteil für Deine Gesundheit? Keine Giftbelastung!
Das Fleisch der großen Raubfische (z.B. Haie) ist hochgradig mit Giften belastet. Dieser dramatisch klingende Satz ist leider so wahr, wie er prägnant ist: Im Fleisch der Topräuber reichert sich Methylquecksilber an, das der Mensch beim Konsum dieses Fleisches aufnimmt.
Haie stehen im Nahrungsnetz der Ozeane sehr weit oben. Schadstoffe werden bereits von mikroskopisch kleinen Tieren aufgenommen und reichern sich dann in den Tieren an, die sich von diesen ernähren. Je höher ein Tier also in der Nahrungskette steht und je älter es wird, umso mehr Umweltgifte hat es in seinem Fleisch angereichert. Haie, die je nach Art zwischen 20 und bis zu über 400 Jahre alt werden können, sind somit besonders betroffen. Deswegen macht ihre Leber auch etwa ein Drittel des inneren Körpers der Tiere aus, um mit den Giftstoffen besser umgehen zu können.
Für den Menschen hingegen ist das Methylquecksilber laut WHO und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit hochgiftig. Es kann irreparable Hirn- und Nervenschäden, schwere Nierenschäden, Missbildungen bei Ungeborenen, Unfruchtbarkeit und möglicherweise Krebs verursachen. Es gibt sogar Studien, die den Verdacht äußern, dass Methylquecksilber eine Hauptursache neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer sein könnte, da es in der Lage ist, aus der Blutbahn ins Hirn und ins Nervensystem einzudringen und diese zu schädigen.
Das Umweltbundesamt und andere staatliche und gemeinnützige Organisationen raten schwangeren Frauen und stillenden Müttern ausdrücklich, bei der eigenen Ernährung und der von Kindern und Jugendlichen auf den Verzehr von Raubfischen wie Thunfisch oder Hai zu verzichten. Dies betrifft insbesondere Haie. Föten, Kinder und Jugendliche sind bis zum Erreichen des Erwachsenenalters fünf- bis zehnmal mehr gefährdet, durch Methylquecksilberbelastungen dauerhafte Schäden davon zu tragen.
Methylquecksilber wird vom Menschen unmittelbar durch den Verzehr des Fischfleisches aufgenommen und im Körper angereichert. Dieser Kumulationseffekt bewirkt, dass die Zeit, die der Körper zum Abbau des Methylquecksilbers braucht, durch jede erneute Aufnahme verlängert wird. Bei einem auch nur durchschnittlich häufigen Verbrauch führt dies oft dazu, dass kein Abbau des Giftes im Menschen mehr stattfindet – das Gift verbleibt dauerhaft im Körper und wirkt dort. Bereits kleinste Mengen des Konsums wie eine einzelne Portion Schillerlocke können bereits ausreichen, die gesetzlich zugelassenen Grenzwerte für die tägliche Aufnahme zu erreichen oder zu übersteigen.
Eine Studie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat eine Überschreitung um das Zehnfache der maximalen Tagesmenge ergeben.
Die Belastung durch Methylquecksilber wird durch die Fischereiindustrie nur stichprobenartig geprüft – Kontrollen haben europaweit belegt, dass die gesetzlichen Grenzwerte in einer beunruhigend hohen Anzahl von Proben überschritten wurden. Dabei sind sich Gesundheitsexperten einig, dass die Grenzwerte für den Konsum von Methylquecksilber vom Gesetzgeber ohnehin zu hoch angesetzt sind. Methylquecksilber ist hitzeresistent – es verändert sich durch Kochen nicht in einer Weise, dass die Gefahr und Giftigkeit relevant reduziert würde. Aus gesundheitlicher Sicht gibt es also keinen Zweifel daran, dass der Konsum von Haiprodukten, insbesondere der Schillerlocke, schwere gesundheitliche Folgen hat.
Der Vorteil für das Ökosystem und die Menschheit? Überleben.
Als große Raubfische spielen Haie eine Schlüsselrolle im Ökosystem der Meere. Da es Haie schon seit 400 Millionen Jahren auf der Erde gibt, mussten sich Beutetiere im Laufe der Evolution an die Haie anpassen. Ohne Haie würde diese Anpassung ihren Zweck verlieren. Dominante Fischarten würden dann anderen die Lebensgrundlage entziehen. Hinzu kommt, dass Haie vor allem kranke und schwache Tiere fressen und so die Meere gesund halten. Auch für Arten wie Korallen oder Muscheln, die einen Lebensraum für andere Organismen schaffen, sind Haie essenziell wichtig, da sie ihre natürlichen Feinde in Schach halten. Im Meer könnte das Aussterben der Haie letztlich sogar Auswirkungen auf die Zusammensetzung des Phytoplanktons haben. Diese größtenteils mikroskopisch kleinen Algen erzeugen mehr als die Hälfte des Sauerstoffs der Erde, und entfernen durch Umwandlung CO₂ aus der Atmosphäre.
Jedes Jahr werden über 73 Millionen Haie, vor allem durch das sogenannte „Shark Finning“, getötet. Bei dieser grausamen Praxis werden die Flossen der noch lebenden Tiere abgetrennt. Haiflossen werden überwiegend nach Asien exportiert; das Haifleisch hingegen wird auch hier in Europa konsumiert. Viele Haiarten sind akut vom Aussterben bedroht! Es gibt seriöse Schätzungen, dass in den letzten 40 Jahren etwa 90 % der großen Raubfische aus den Meeren gefangen wurden. Auch in Deutschland ist der Dornhai in der Nordsee vom Aussterben bedroht. Im Jahr 2013 wurden über 500 Tonnen Dornhai nach Deutschland importiert. Der größte Teil wird gefroren aus den USA und Neuseeland importiert, der Rest frisch aus Dänemark und Norwegen. Im Jahr 2014 waren es demgegenüber nur noch 176,8 Tonnen aus Dänemark, den Niederlanden, Neuseeland, Belgien und den USA. Der Rückgang ist nicht durch die Industrie gewollt, sondern ein trauriger Beleg für die stark dezimierten Bestände. So werden nur noch in drei Fanggebieten überhaupt die Bestände als gesund angesehen, zwei im Pazifik (FAO 67/81) und eines im Nordwest-Atlantik (FAO 21). Für den Nordost-Atlantik vor Europas Toren gibt es bereits seit 2011 ein Fangverbot, doch durch die Beifänge hiesiger Fischer erholen sich die Bestände nicht. Reduzierte Haibestände erholen sich auch nicht kurzfristig.
Beim Dornhai tritt die Geschlechtsreife erst zwischen 7 und 24 Jahren ein. Dann bringen die Weibchen nach knapp zwei Jahren Tragzeit nur 2 bis 11 Jungtiere zur Welt. Intensive Fischerei dezimiert die Bestände daher drastisch, insbesondere beim Fangen von Jungtieren vor der Geschlechtsreife. Hierbei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass die Tiere sich zu Schulen zusammenschließen. Dies erfolgt meist nach Größe und Geschlecht getrennt. Fängt ein Fischernetz eine solche Schule, sind möglicherweise auf einen Schlag alle fortpflanzungsfähigen Weibchen eines Bestandes aus dem Ökosystem entfernt. Auch eine kommerzielle Züchtung von großen Raubfischen wie Haien ist nicht möglich. Somit ist es besonders wichtig, dass das Ökosystem der Haie geschützt wird und dass großräumige Schutzgebiete etabliert werden. In solchen Schutzgebieten können sich die Fischbestände regenerieren, sodass sich auch die Haipopulation erholen und in anderen Gebieten neu etablieren kann. Dies kommt auch den lokalen Fischereien zugute, die von den sich erholenden Fischbeständen profitieren.
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[1] BMU LAVES, Kruse, Bartelt et al., Forschungskennzahl 08 49 745 aus 2008 & Forschungskennzahl 705 61 416; Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit; Lebensmittelmonitoring 2001 (S.24) und 2006 (S. 24-26); WHO International Agenc for Research on Cancer: „Methylmercury compounds are possibly carcinogenic to humans (Group 2B)“, http://monographs. iarc.fr/ENG/Monographs/vol58/volume58.pdf
[2]Studie Quecksilber und Alzheimer Erkrankung, J. Mutter, R. Naumann, R.Schneider, H. Walach. 2007
[3]Umweltbundesamt, Umwelt & Gesundheit: „Start ins Leben“, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3518.pdf; Bundesamt für Risikobewertung Nr. 41/2008 vom 10.09.2008: „Verbrauchertip für Schwangere und Stillende, den Verzehr von Thunfisch einzuschränken hat weiterhin Gültigkeit“
[4]Hermann Kruse: Quecksilberanreicherungen in der Schillerlocke: Toxizität des Methylquecksilbers. In: Meeresumweltsymposium 2010, (Kurzfassung, S. 23)
[5]WWF Deutschland & TRAFFIC Europe-Germany, Hintergrundinformation “Gemeiner Dornhai”, Herbst 2009
Was kann ich tun?
- Zeige, dass Du Dich bewusst und aktiv für Nachhaltigkeit und Umwelt und Tierschutz einsetzt, indem Du diese Produkte nicht mehr kaufst.
- Wenn Du Fischhändler bist: Zeige, dass Du Dich für den Verbraucherschutz und für das Wohl Deiner Kunden einsetzt.
- Durch das Verkaufsangebot und die Konsumentennachfrage kann ein hoher Einfluss auf den Umweltschutz im Markt genommen werden. Sprich darüber!
- Händler, die verantwortungsbewusst sind, heben sich von anderen Fischständen und Fischhändlern positiv ab. Frage nach! Informiere Dich vor Ort.
© Maritta Staacks
Die Bestände des Dornhais sind weltweit vom Aussterben gefährdet!
- Noch ein guter Grund, auf Haiprodukte zu verzichten: Fast alle Haie, die gegessen werden, sind laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht.
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Dornhai ist hochgradig mit Methylquecksilber belastet!
- Das Umweltbundesamt und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnen: Finger weg von Hai-, Schwertfisch- und Thunfischprodukten!
Riskiere keine Nieren- und Nervenschäden. Methylquecksilber ist besonders für Schwangere, Kinder und Jugendliche gefährlich.
Fazit
- Haie sind die „Bienen“ der Meere. Ohne sie geht es nicht!
- Verschwinden die Topräuber wie die Haie aus den Meeren, stirbt das Meer biologisch ab, und uns Menschen geht buchstäblich die Luft aus …
- Wer auf den Konsum des Fleisches langlebiger Raubfische von der Spitze der Nahrungskette verzichtet, reduziert die Aufnahme und damit die Risiken des Gifts Methylquecksilber. Der Mensch vergiftet sich nicht länger durch Fischkonsum.
- Der Schutz von Haien ist für Deine Gesundheit und die Gesundheit der Meere essenziell. Ohne Haie wird es dem Menschen schwerfallen, das eigene Überleben zu sichern; somit hast Du, wie die Bienen auf dem Land, eine Schlüsselfunktion für die Meere.